Stiftshaus Gladbeck      

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Hausmusik am 6. Februar 2020



Virtuose Klavierkunst

Alexander Puliaev spielte Beethoven

Mittlerweile im siebten Jahr gibt es im Stiftshaus Gladbeck die kleine Reihe „Eine Hausmusik in Butendorf“. Jährlich werden in der Regel drei Konzerte veranstaltet, davon jenes im Sommer als Gartenkonzert unter freiem Himmel. 2020 steht allein Ludwig van Beethoven auf dem Programm – Anlaß ist natürlich sein 250. Geburtstag.

Am 6. Februar eröffnete der international renommierte russische Pianist Alexander Puliaev die diesjährige Konzertreihe. Aufgerufen wurden vier Kompositionen Beethovens, die in unverkennbarer Steigerung die Fingerfertigkeit des Musikers forderten. Den Einstieg bot die Sonate op. 2, Nr. 3 in C-Dur, die der Komponist im Alter von 25 Jahren seinem von ihm hochverehrten Lehrer Joseph Haydn gewidmet hatte. Von dem die Zuhörer überraschenden „subito fortissimo“ im ersten Satz bis zu den Herausforderungen im vierten Satz gelang es Puliaev schon hier, seine spieltechnischen Fähigkeiten ausdrucksstark unter Beweis zu stellen. Gleiches galt für die 32 Variationen WoO 80 in c-Moll aus dem Jahr 1806, bei denen besonders die beiden furiosen Variationen zehn und elf beeindruckten, und die unverkennbar zu den Höhepunkten des Werkes zählen.

Nach der Pause folgten die „Eroica-Variationen“, komponiert im Jahr 1802. Diese fünfzehn Variationen über ein Originalthema mit einer abschließenden Fuge waren bei Puliaev sicht- und hörbar in guten Händen. Gekonnt führte er das Publikum durch die einzelnen, höchst ideen- und abwechslungsreichen Variationen zu der dreistimmigen Fuge als fulminantem Gipfel der Komposition. Den Höhepunkt des Abends bot schließlich die Sonate op. 31, Nr. 2 in d-moll, berühmt geworden als die „Sturmsonate“. Ob diese Bezeichnung des ebenfalls 1802 fertiggestellten Werkes allerdings tatsächlich auf Shakespeares Drama „Der Sturm“ zurückgeht, mußte Puliaev auf Nachfrage aus dem Publikum offenlassen. Dafür konnte er unter Beweis stellen, daß selten ein Komponist vor Beethoven so mächtig, ausdrucksstark und radikal für Klavier zu schreiben gewagt hatte. Der Pianist ließ in seinem großartigen Spiel geradezu Urgewalten aufeinander krachen. Vor dem geistigen Auge des Publikums zogen dunkle Wolkenberge auf, von Blitzen durchzuckt, von Brausen und Grollen begleitet. Langanhaltender Applaus lohnte das Engagement des Künstlers. Passend zur Entstehungszeit der präsentierten Kompositionen spielte Alexander Puliaev auf dem originalen Nachbau eines Hammerflügels von Anton Walter aus dem Jahr 1805, den der amerikanische Klavierbauer Paul McNulty im Jahr 2007 angefertigt hatte.

Nach den musikalischen Darbietungen blieben die Gäste noch für eine geraume Weile bei Selbstgebackenem und dem ein oder anderen Glas Wein aus dem Weingut Franz Xaver in Waldkirch-Bucholz (Breisgau) zusammen, um das Erlebte Revue passieren zu lassen und schon einen Ausblick auf das bevorstehende Gartenkonzert am 23. August zu nehmen.




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